Lipödeme – Fettverteilungsstörung

Lipödeme sind Fettverteilungsstörungen. Auch „Reiterhosensyndrom“ genannt, zeigen sich diese Ödeme meist an Ober- und Unterschenkeln, in vielen Fällen aber auch an den Armen. Typisch für das Lipödem ist der Berührungsschmerz.

Auf einen Blick

  • Lipödeme sind meist ererbte, chronische Erkrankungen. Experten vermuten hormonelle Ursachen, die bis dato noch nicht geklärt sind.
  • Die Krankheit zeigt sich in der Regel gegen Ende der Pubertät oder während einer Schwangerschaft.
  • Die Anzahl der Fettzellen ist bei Patienten mit Lipödem höher als bei gesunden Menschen.
  • Lipödeme verändern die Form der Beine symmetrisch. Schon bei leichtem Druck treten Schmerzen auf.

Lipödem – ja oder nein?

Betrachten Sie die betroffenen Gliedmaßen genau und beantworten Sie nachfolgende Fragen:

  1. Sind Ihre Arme oder Beine gleichermaßen von den Veränderungen / Schwellungen betroffen?
  2. Ihre Hand- bzw. Fußrücken sind nicht geschwollen?
  3. Sitzen Fettpolster an den Hüften („Reiterhosen“) und an den Innenseiten der Knie?
  4. Ist das komplette Bein bis zum Knöchel („Suavenhose“) betroffen?
  5. Bilden sich schnell blaue Flecke, ohne wesentliche Verletzungen oder Besenreiser?
  6. Haben Sie bereits bei leichtem Druck auf die geschwollene Stelle Schmerzen?

Schon bei einem „Ja“ konsultieren Sie bitte einen Arzt.

Die Stadien bei Lipödem

Wie bei Lymphödemen, wird auch der Verlauf bei Lipödemen in verschiedene Stadien eingeteilt:

Stadium 1
Feinknotige Hautoberfläche, auch „Orangenhaut“ genannt.

Stadium 2
Grobknotige Hautoberfläche mit größeren Dellen, auch „Matratzenhaut“ genannt.

Stadium 3
Beginnend von den Hüften bis zu den Oberschenkeln entstehen grobe Fettlappen, die an den Innenseiten der Knie durch „Wundlaufen“ auch zu Entzündungen führen können. Fortgeschrittene Lipödeme behindern den Blutfluss durch die Venen sowie den Abfluss von Lymphe innerhalb des Lymphgefäßsystems.

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Stadium 1 – Orangenhaut

  • Orangenhaut: glatte Hautoberfläche mit gleichmäßig verdickter Unterhaut (nicht mit Cellulite zu verwechseln)
  • Reiterhosen
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Stadium 2 – Matratzenhaut

  • Unebene, überwiegend wellenartige Hautoberfläche
  • Knotenartige Strukturen in verdickter Unterhaut
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Stadium 3 – Wammenbildung

  • Grobknotige Hautoberfläche mit größeren Dellen
  • Ausgeprägte Umfangsvermehrung mit überhängenden, grob deformierten Fettlappen (Wammenbildung)

Therapie bei Lipödemen

Lipödeme können nicht durch Abmagerungskuren bekämpft werden. Eine Gewichtsreduktion in Verbindung mit Sport und Kompressionstherapie erzielt jedoch sehr positive Ergebnisse.

In jedem Fall sollten Patienten Gewichtszunahmen vermeiden und bei bestehendem Übergewicht versuchen, einen Body Mass Index* zwischen 19 und 25 zu erreichen. Genauso wenig Erfolg versprechend wie Diäten oder Fastenkuren sind medikamentöse Behandlungen oder ein isoliertes Sportprogramm. Im Zuge einer ganzheitlichen Therapie ist auch die Umstellung der Ernährung essentiell. Sport immer mit Kompression Sport ist sinnvoll, keine Frage. Der Kompressionsstrumpf bietet ein besseres Widerlager für die Muskulatur und unterstützt dadurch den Muskelaufbau. Je mehr Muskulatur wir haben, desto höher ist unser Energieverbrauch, d. h., dass mehr Fett abgebaut werden kann.

Geeignete Sportarten sind z. B.

  • Nordic Walking
  • Walken
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Spazieren gehen oder Wandern
  • Aerobic
  • Aquajogging oder Schwimmen

Versorgung bei Lipödemen

Bei Lipödemen sind z. B. Fettabsaugungen möglich, sollten aber ausschließlich von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt werden. Lassen Sie sich deshalb umfangreich beraten und informieren Sie sich, ob Ihr Arzt die entsprechende Zusatzausbildung besitzt. Vor dem Eingriff muss außerdem überprüft werden, ob das Lymphsystem bereits von der Erkrankung mit betroffen ist, denn dann wäre eine Fettabsaugung ausgeschlossen.

Experten empfehlen eine kombinierte Therapie aus Kompression und Bewegung.

In Stadium 1 können oftmals noch nahtlose rundgestrickte* Kompressionsstrümpfe eingesetzt werden (z. B. medivenforte). In den meisten Fällen verweisen Experten jedoch auf eine flachgestrickte* Kompressionsversorgung (z. B. mediven sensoo), auf die auch beim Sport nicht verzichtet werden darf.

In Stadium 2 werden flachgestrickte* Kompressionsstrümpfe mit Naht empfohlen, z. B. mediven mondi oder mediven550. Die Strümpfe sollten dabei täglich getragen werden. Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie – wie auch beim Lymphödem – kann hier notwendig sein.

In Stadium 3
 ist eine Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) notwendig. Sie ist auf maximal 12 Behandlungen mit anschließender Pause beschränkt. Im Anschluss folgt ebenfalls die Kompression als wichtigster Bestandteil der gesamten Behandlung.

medi Tipp

Infrarottherapie kann zusätzlich die Mikrozirkulation in den Gefäßen des Unterhautfettgewebes verbessern.

Hautpflege und Selbstmanagement

Neben der medizinischen Behandlung entscheidet auch Ihr persönliches Verhalten darüber, wie Sie Ihr Leben mit Lipödem gestalten.

Hygiene ist für Ödempatienten besonders wichtig.

Reinigen und cremen Sie Ihre Haut stets mit pH-neutralen Pflegemitteln. Darüber hinaus kann Yoga helfen, positiv zu denken und die Krankheit zu akzeptieren.

Zu den Pflegeprodukten.

Kompressionsstrümpfe

Die Fachwelt unterscheidet bei Kompressionsprodukten zwischen Rundstrick und Flachstrick.

Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe haben an den Beinen keine Naht und werden bei Venenleiden und Ödemen ausschließlich im Anfangsstadium eingesetzt.

Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden hingegen überwiegend zur Behandlung von stärkeren Ödemen, aber auch bei Verbrennungen zur Narbentherapie eingesetzt.

Prüfen Sie Ihr Rezept, ob Ihr Arzt Flachstrick verordnet hat, denn in höheren Stadien können Rundstrickprodukte die Beschwerden durch Einschneiden noch verschlimmern.